Warten auf Godot
Schauspiel von Samuel Beckett
Premiere: Freitag, 16. Mai 2014 Luzerner Theater
Pressestimmen
Zwei Landstreicher warten zu unbestimmter Zeit an einem unbestimmten Ort tagelang auf einen Mann namens Godot. Warum Estragon und Wladimir, die offenbar seit geraumer Zeit gemeinsam umherziehen, warten, wird nicht klar. Wer dieser erwartete Godot ist, ebenso wenig. Um sich die Zeit zu verkürzen, reden, streiten und spielen Estragon und Wladimir miteinander im Stile eines alten Ehepaars. Sie wollen sich trennen und bleiben zusammen. Sie wollen sich aufhängen, doch es fehlt der Strick. Sie wollen gehen und müssen bleiben. Warum? Wladimir: «Wir warten auf Godot.» Estragon: «Ah!» Abwechslung, aber keine Klärung bringt das Erscheinen von Pozzo und seinem Diener Lucky (Andreas Herrmann), der von seinem Herrn an der Hundeleine geführt wird. In der Inszenierung am Luzerner Theater erhält das schräge Paar zusätzlichen Reiz: In der Rolle des Pozzo, dessen erster Auftritt an Rumpelstilzchen erinnert, spielt mit Samuel Zumbühl ein Ensemblemitglied den Herrn, während sein Chef, Schauspielleiter Andreas Herrmann, den angeleinten Diener mimt. Andreas Herrmann spielt mit und führt die Regie. Seine Inszenierung verzichtet auf eine konkrete Deutung oder eine Aktualisierung des Stücks. Er belässt es im Wesentlichen in der von Beckett zeitlebens verteidigten Unbestimmtheit und Offenheit. Gerade weil nicht erklärt wird, vermag das Schauspiel auch heutiges Publikum zu berühren und zu packen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Schauspieler in ihren Rollen überzeugen. An der Premiere am Freitagabend war dies auch der Fall - selbst wenn nicht alle komischen Einlagen unbedingt zwingend waren. Eindrücklich und stimmig ist die Bühne von Max Wehberg, deren nüchterne Konstruktion, das undefinierte, zeitlose Niemandsland ideal verortete. Zentralschweiz am Sonntag, 18. Mai 2014
Jörg Dathe als Estragon schaut den Zuschauern bereits beim Einnehmen der Plätze zu – man wird erwartet. Oder ist es vielmehr so, dass Estragon schon immer da war und da bleiben wird? Dehnt er, auf Godot wartend, die Zeit zur (sinnlosen) Ewigkeit? Es ist nicht die Antwort, die Beckett geben will, und es ist nicht die Frage, worauf die Umsetzung in Luzern abzielt. Die Inszenierung (Andreas Herrmann) von «Warten auf Godot» bildet primär den Rahmen für eine bemerkenswerte, schauspielerische Zweierkiste, die von einer freundschaftlichen Rivalität angetrieben ist. (…) In Luzern betont Andreas Herrmann keine Interpretation der Beckettschen’ Bedeutungsmöglichkeiten: Die Aufführung bleibt nah am Text und ist auch sonst unaufgeregt inszeniert. Abgesehen von zwei kurzen Einspielungen von Geräuschen bleibt das Stück ausschliesslich beim gesprochenen Wort. Diese Umstände, unterstrichen durch die puristische Bühne (Max Wehberg), ermöglichen erst die stupenden Auftritte von Christian Baus und Jörg Dathe. In ihren angestaubten gräulichen Anzügen erinnern sie an den Typus eines Handlungsreisenden, der Friedrich Dürrenmatts Geschichten bevölkert. In diesem leeren Raum – im doppelten Sinne – ist es eine Freude, der tragisch-komischen Pseudo-Betriebsamkeit zuzusehen. Herrlich ulkig, wie Baus schwäbelnd einen Baum spielt. Beide Schauspieler tragen in ihrer optimalen Ergänzung diesen Abend. Auch Andreas Herrmann als Lucky, der sich an diesem Abend in die Rolle eines Schauspielers begibt, und Samuel Zumbühl als Pozzo überzeugen. Ist es Personalmangel oder ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass Herrmann am Gängelband eines Schauspielers geht? Im Sinne von Beckett ist beides möglich und etwas Drittes wahrscheinlich. www.kulturteil.ch, 19. Mai 2014
Produktionsteam
Andreas Herrmann Inszenierung
Max Wehberg Bühne
Sabin Fleck Kostüme
Gérard Cleven Licht
Carolin Losch Dramaturgie
Ingo Höhn Fotos
Besetzung
Christian Baus (Wladimir), Jörg Dathe (Estragon), Andreas Herrmann (Lucky), Samuel Zumbühl (Pozzo), Jannis Piekarek (Ein Junge)